Seit seiner Hinwendung zur Kunst gibt es von Eberhard Martin Schmidt Aufzeichnungen seiner zahlreichen Gedanken über Wesen, Bedeutung und Erscheinungsformen der Kunst. Ein aus fünf Teilen bestehendes Künstlertagebuch "Staneika sagt ..." (KT Teile 1-5) stammt nur teilweise aus der Zeit, als EMS Schüler von Professor Staneika war. Es wurde all die Jahre hindurch weitergeführt und dokumentiert die Ergebnisse einer intensiven Auseinandersetzung mit allen künstlerischen Fragen, seien sie technischer, malerischer, thematischer oder weltanschaulich-religiöser Art. In wenigen Worten oder auch ausführlicher sind die Gedankengänge in aphoristischer Manier formuliert. Von zentraler Wichtigkeit ist für EMS naturgemäß die Auseinandersetzung mit dem Einfall, der künstlerischen Idee, die am Anfang jeden Schaffens steht und ihrer Realisation, der handwerklichen Umsetzung in das Kunstwerk: Für EMS kommen die Einfälle aus der Natur, aus dem Geschauten. Die Grundvoraussetzung für ihn ist daher eine stete, sehr aufmerksame Betrachtung dessen, was sich ringsum darbietet. Verdichtet sich das Gesehene zu einer künstlerischen Idee und drängt diese zur Verwirklichung, beginnt der eigentliche Schaffensprozess: Es geht darum, durch Abstraktion aller individuellen, momentanen Zufälligkeiten die dahinterliegende gültige Form, gewissermaßen den Prototyp, sichtbar werden zu lassen. Für EMS kann dies allein die eigentliche Aufgabe der Kunst sein, der Urform, des dahinterliegenden spirituellen Grundgedankens einen verdichteten, formalen Ausdruck zu verleihen. Die immense Variationsbreite der Daseinsformen verlangen auch eine unterschiedliche Umsetzung in Materialien und Techniken, so dass sich daraus eben auch die Vielfalt der von EMS ausgeführten künstlerischen Ausdrucksformen zwangsweise ergibt. Eine intensive Betrachtung der Kunstepochen von der Renaissance bis heute führt dazu, dass für ihn die jeweiligen stilistischen Merkmale exakt den Zeitgeist widerspiegeln und dass aus der derzeitigen Sackgasse, die sich außer in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen eben auch in der Kunst der Gegenwart manifestiert, nur eine neue Schau auf die Dinge, durch Einbeziehen einer spirituellen Dimension hinausführen kann. Für ihn kommt daher eine künstlerische Avantgarde nicht ohne geistigen Hintergrund aus, der eben keinen vordergründigen Naturalismus, sondern eine Art spirituellen Realismus als Grundvoraussetzung zur Darstellung eines Gültigen sieht.
"Reflexionen über Kunst" zum Herunterladen